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Umfrage der Amberger Zeitung: Pro und Kontra Autos in der Altstadt
hierzu Stellungnahmen von unseren Mitgliedern
Auszug aus dem ISEK:
Aktuell bestehen rund 3.000 Stellplätze, davon ca. 630 in der Altstadt und alleine 860 im neuen Parkdeck in der Marienstraße. Es ist festzuhalten, dass insbesondere die Tiefgarage am Bahnhof und das Parkhaus am Ziegeltor nur gering ausgelastet sind.
Ergebnis: Es gibt genügend, auch kostengünstigere Parkplätze am Rande der Altstadt für Kunden und Besucher der Altstadt. Die Altstadt ist fußläufig gut erreichbar: So kann die Altstadt entsprechend den Zielsetzungen des ISEK vom störenden Parkverkehr entlastet werden. Dies ist im Sinne der Anwohner der Altstadt, die nicht mehr in ihrer Ruhe gestört werden sowie des Umweltschutzes.
Frage 3: Soll Ambergs Altstadt autofrei werden?
Grundsätzliches: Autos sind mehr Steh- als Fahrzeuge und belegen die öffentliche Flächen in der Altstadt im Übermaß. Für diese Nutzung zahlen die Autofahrer in der Regel weniger als andere Nutzer des öffentlichen Raumes. Verglichen mit den Gebühren, die etwa für Marktstände oder Freischankflächen der Gastronomie zu entrichten sind, betragen die Parkgebühren und die Kosten eines Bewohnerparkausweises nur einen Bruchteil.
Aussage Im ISEK:
„Eine wirksame Reduktion des Parksuchverkehrs kann nur erreicht werden, wenn bestehende öffentliche Angebote intensiv bewirtschaftet und keine neuen Angebote innerhalb der Altstadtgeschaffen werden (in diesem Sinne kontraproduktiv ist die Entwicklung am Bürgerspitalgelände).“
„Ergänzend muss der ruhende Verkehr zukünftig neu organisiert werden, um die Qualität des öffentlichen Raums zu verbessern, zusätzlichen Verkehr zu vermeiden und gleichzeitig den Anwohnern und Kunden ausreichend Parkraum zur Verfügung zu stellen. Im Rahmen von Neubauprojekten sind diese Anforderungen ebenfalls zu berücksichtigen und mit dem Denkmalschutz abzustimmen.“
Wichtig ist die Steuerung des Parkraumangebotes und des Parksuchverkehrs z.B. über den Preis, was die Verkehrsmittelwahl beeinflusst. So kann der öffentliche Raum entlastet werden, zugunsten einer altstadtgerechten Nutzung für die Kunden und Besucher im Sinne der Aufwertung der Altstadt ohne Verkehr. Auch der notwendige Lieferverkehr kann so erleichtert werden. Nur durch eine Verkehrsberuhigung in der Altstadt lassen sich die vernachlässigten Nebenstraßen stadtgestalterisch aufwerten.
Ergebnis: Es gilt die Zielsetzungen des ISEK konsequent umzusetzen. Grundlage dafür ist ein steuerndes, nicht verwaltendes Parkraummanagement. Dadurch kann eine Kommune den Druck auf den beschränkten öffentliche Raum reduzieren, die Verkehrsmittelwahl beeinflussen und die Umwandlung von städtebaulich wertvollen Flächen für eine menschen- und umweltgerechte Nutzung voranbringen. Für lebenswerte Städte wie Amberg braucht es eine Flächenaufteilung in der Altstadt, die stärker die gesamte Stadtbevölkerung und ihre Besucher in den Mittelpunkt rückt und nicht allein die Bedürfnisse von Autobesitzern berücksichtigt, die nach Ansicht von gewissen Investoren oder von Vertretern des Einzelhandels direkt vor ein Geschäft fahren können sollen.
Frage 4: Könnte dadurch der Öffentliche Nahverkehr inklusive Amberger Altstadtbus gestärkt werden?
Eine Ausrichtung weg vom Pkw kann den Umweltverbund wie den ÖPNV stärken, vorausgesetzt es gibt ein attraktives Busangebot mit der Anbindung der Parkhäuser und des ZOB am Rande der Altstadt. Die Attraktivität hängt dabei von vielen Faktoren ab (Preis, Haltestelleninfrastruktur, Barrierefreiheit etc.). Allerdings sind die Wege von den Parkplätzen in die Altstadt so kurz, dass die Frage zu stellen ist, ob sich ein Altstadtbus wirtschaftlich betreiben lässt. Die Auslastung ist derzeit defizitär.
Ergebnis: Auswärtige Besucher von Amberg wie Amberger selbst werden bei einer Reduzierung des Autoverkehrs in der Altstadt aufgrund des großen Angebotes an Stellplätzen am Rande der Altstadt kaum auf den ÖPNV umsteigen. Die geringe Auslastung des Altstadtbusses zeigt dies.
Frage 5: Oder ist das der endgültige Tod der Altstadt?
Wie Untersuchungen gezeigt haben (Prof. Monheim) haben Innenstädte (Nürnberg, Regensburg, Erfurt) durch die Verlagerung des Verkehrs aus den Zentren und die Schaffung von attraktiven Fußgängerzonen immer profitiert. In der Altstadt hat sich so eine Multifunktionalität zwischen Wohnen, Arbeiten, Dienstleistung, Einzelhandel- und Freizeitangebot eingestellt, die die Innenstadt durch Investionen in die Infrastruktur (Neugestaltung Straße, Wege und Plätze, Ver/Entsorgungsleitungen) und die Bausubstanz beleben kann. Die Attraktivität einer Altstadt hängt nicht von herumstehenden Blech der Autos ab sondern vom gleichgewichtigen Angebot von Wohnen, Handel und Gewerbe und Freizeit sowie von ihrer Geschichte, die einem ständigen Wandel unterliegt, an den man sich anpassen muss. Dies fördert die Lebendigkeit einer Altstadt wie in Amberg auch in der Zukunft. Zu einem Abgesang auf den Tod der Altstadt besteht kein Anlass, wenn man gewillt es, die Transformation mitzumachen.
Frage 6: Sterben die letzten Geschäfte, wenn keine Autos mehr ins Zentrum dürfen?
Der Strukturwandel von Handel und Gewerbe ist keine Folge der Verkehrsberuhigung der Innenstädte im Sinne der Verkehrswende. Geschäfte schließen, weil die Miete zu hoch ist, sie mit dem online-Handel konkurrieren müssen, bekannte Geschäfte ihre Filialen aus Kostengründen aufgeben, die Gebäude saniert werden müssten und weil die Stadt Amberg in Konkurrenz zur Altstadt moderne Nebeneinkaufzentren (Marienstraße, Franzosenäckern) genehmigt hat, die das Siechtum der Altstadt verursacht hat.
Frage 7: Und was denken die Bewohner der Altstadt dazu?
Die Bewohner der Altstadt haben ein grundsätzliches Bedürfnis nach Ruhe insbesondere in der Nacht, die durch wegfahrende Fahrzeuge, grölende betrunkene Besucher etc. erheblich gestört werden kann. Ihnen reicht ein Stellplatz für ihr Auto, vorausgesetzt sie verzichten nicht darauf von vornherein. Die Vorteile der Altstadt sehen sie hauptsächlich in dem Angebot der kurzen Wege ohne Kfz zur Versorgung (Markt) sowie für Freizeit- und Kulturaktivitäten weniger für den Einkauf.
Frage 8: Können Sie sich vorstellen, auf ihr Auto zu verzichten und beispielsweise auf ein Carsharing-Modell für die Altstadt zu setzen?
Ein Car-Sharing System kann eine Alternative zum frei verfügbaren privaten Auto sein. Eine sog Pull-Maßnahme, die andere Verkehrsmittel attraktiv macht. Sie könnte sich dann erst durchsetzen, wenn das Autofahren für die breite Bevölkerungsschicht zu teuer wird. Das Angebot müsste allerdings flächenmäßig stark ausgeweitet werden.
Frage 9: Oder würden Sie ihr Auto in einer zentralen Tiefgarage am Rand der Altstadt abstellen?
Am Rande der Altstadt gibt es ein großes Angebot an kostengünstigen Stellplätzen, von wo aus die Altstadt fußläufig gut zu erreichen ist. Zur Auslastung sind sie auch zum Dauerparken von Fahrzeugen von Bewohnern geeignet. So können die Defizite der Tiefgaragen, die ohnehin vom Steuerzahler ausgeglichen werden müssen, reduziert werden.
Der Bau von teuren Tiefgaragen in der Altstadt, wie er verschiedentlich von Investoren (Herr Schmidt), vom Einzelhandelsverband/IHK oder auch von Politikern gefordert wird, ist jedoch ein verkehrsplanerischer und zwischenzeitlich ein wirtschaftlicher Anachronismus, der den Zielsetzungen des ISEK und damit den Beschlüssen des Stadtrates widerspricht.
Amberg, den 30.03.2022
Sehr geehrter Herr Ascherl,
zunächst einmal vielen Dank, dass Sie sich dieses Themas annehmen. Ich weiß, dass es dazu sehr widersprüchliche Meinungen gibt, deshalb bekommen Sie hier auch noch die meine:
Bereits vor etwa 35 Jahren habe ich mit dem damaligen Oberbürgermeister Prechtl und seinem Rechtsdirektor Dietlmeier darüber diskutiert, wie man die Altstadt vom Verkehr entlasten könnte. Der OB-Nachfolger Dandorfer hat uns kurz nach seiner Wahl eine "Beruhigung" beschert, die laut Dietlmeier vorher rechtlich nicht möglich war. Allein daran sieht man schon, dass die Argumente pro Auto nicht immer ganz ehrlich waren.
Auch heute ist es noch so, dass mit Scheinargumenten um möglichst viele Autos und Stellplätze in der Altstadt gekämpft wird. Eine der dümmsten Aussagen ist die, dass die Amberger einfach zu bequem seien, um von außerhalb der Stadtmauern ins "Ei" zu gehen. Schadstoffe, Lärm und Klimawandel werden weggeblendet. Für Gehbehinderte wäre der sinnvolle Einsatz von Altstadtbussen nötig - die momentane Lösung entbehrt des Sinnes und ist deswegen auch nicht voll. Angeregt wurde vor etwa 4 Jahren eine Lösung nit 2 elektrischen Minibussen. Statt dessen fährt nun ein für die Altstadt viel zu großes Monster auf einer Route, die keiner braucht. Webung gibt es nicht dafür, die Haltestellen sind kaum erkennbar. Dafür kostet die Fahrt, statt durch den kostenlosen Dienst die Menschen in den Bus und damit in die Altstadt zu locken. So kann man ein ungeliebtes Projekt zum Scheitern bringen.
Autofreie Altstadt, natürlich mit den notwendigen Ausnahmen, das wäre ein Traum! Nicht nur für die Anwohner, auch für die Besucher, wie man in der Fußgängerzone beobachten kann (die übrigens vor 40 Jahren auch keiner wollte).
Mit freundlichem Gruß
Helmut Schuster