Die Stadt misst mit zweierlei Maß
Zur Ablehnung des Bürgerbegehrens zum Mariahilfberg

Man muss kein Freund des Bürgerbegehrens der IG 'Unser Berg' sein, um das Votum des Stadtrats dagegen bedenklich zu finden. Das Bürgerbegehren allein aufgrund semantischer Erwägungen als irreführend und damit unzulässig zu erklären, ist eine gewagte Entscheidung. Dennoch haben sich die Initiatoren die Abfuhr letztlich selbst zuzuschreiben. Ein dickes Mehr an seriöser Information hätte ihrem Anliegen von Anfang an gut zu Gesicht gestanden.

Die Stadtratsmehrheit hat nun also bei ihrer Ablehnung einen sehr strengen Maßstab an den Wahrheitsgehalts des Inhalts angelegt. Wenn sie diesen Maßstab auch bei ihren sonstigen Entscheidungen anwenden würde, wäre für Amberg viel gewonnen. Doch ist dies mitnichten der Fall.


In der Beschlussvorlage zum Bauleitverfahren zum Mariahilfberg wird etwa ausgeführt, dass die historische Bausubstanz der Bergwirtschaft von neuzeitlichen Anbauten freigelegt und wieder in ihrer ursprünglichen Gestalt wahrnehmbar würde. Ganz im Gegensatz dazu sieht die Planung jedoch eine noch umgreifendere Umbauung als bisher vor. Die betreffenden Ausführungen erweisen sich somit als unzutreffend und irreführend. Ist das Bauleitverfahren damit nun auch unzulässig, in Analogie zum Bürgerbegehren? Falls nicht, warum darf einmal die Unwahrheit gesagt werden und ein anderes Mal nicht?

Die dreisteste Falschdarstellung in der jüngsten Stadtpolitik war jedoch zweifellos die Behauptung, der linke Trakt des Forum-Gebäudes in der Bahnhofstraße 12 sei nicht denkmalgeschützt und könne abgerissen werden, über Jahre hinweg vom Chef der Gewerbebau und vom Oberbürgermeister so fabuliert. Ein Blick in die Denkmalliste hat zu jedem Zeitpunkt das Gegenteil gezeigt. Welche Konsequenzen hat dies für die Verwaltungsspitze der Stadt? Sind die betreffenden Stadtratsbeschlüsse unzulässig? Oder gar der Oberbürgermeister selbst?

Dieser wollte bei der Aufstellung des Bebauungsplans zum Bürgerspitalareal den Bürgerinnen und Bürgern weismachen, dass es in der damit einhergehenden Öffentlichkeitsbeteiligung nur noch um Feinheiten gehen könne, und hat damit geltendes Gesetz sowie das verbriefte Recht auf eine tiefergehende Erörterung ignoriert. Gilt das Baugesetzbuch in Amberg nicht? Müssen sich Bürger daran halten, Großinvestoren aber nicht?

Für das Bürgerspitalareal hat der Stadtrat überdies die bindenden Bestimmungen der Baugestaltungssatzung einfach aufgehoben. Eine der grundlegendsten Rechtsprinzipien hinsichtlich der Gesetzesbindung der Verwaltung lautet: patere legem quam ipse fecisti – das Recht hinnehmen, das man selbst erlassen hat; auch der Staat oder die Stadt müssen sich an ihr eigenes Gesetz halten. Gelten für die Stadt selbst fundamentalste Rechtsgrundsätze nicht? Wie viele Millionen muss ich investieren, um die selbe Vorzugsbehandlung zu erfahren? Wann, wofür und warum misst die Stadt mit zweierlei Maß?

So viele Fragen, so wenige Antworten.

Bertold Bernreuter
Mexico City und Amberg

 


Amtsblatt oder Amberger Zeitung?


Die Stadt – speziell der Oberbürgermeister – fühlt sich wieder einmal von der Zeitung schlecht behandelt. (Oder andersherum: Er meint, dass Informationen über die IG Menschengerechte Stadt eben zu oft in der Zeitung erscheinen.)


Eigentlich ist es, wie Markus Müller richtig schreibt, eben mal so und mal anders. Auch die Initiatoren des erfolgreichen Bürgerbegehrens und schon länger die IG Menschengerechte Stadt sind manchmal nicht glücklich über die Berichterstattung: etwa wenn vor längerer Zeit die – falsche! – Behauptung von OB Cerny, das Forum sei „kein Denkmal“, unkommentiert als Zwischenüberschrift erscheint (Onetz 24.11.2017); oder wenn erkennbar falsche Visualisierungen des Bauvorhabens von Ten Brinke wiederholt als Schmuckbilder verwendet werden. Allerdings hat sich deshalb noch niemand mit einer Beschwerde an den Verlag gewandt oder gar Verlag und Redaktion zum „Runden Tisch“ einbestellt und dort u.a. die Vielzahl von Leserbriefen beklagt.


Wenn nichts passiert, steht halt auch nichts in der Zeitung. Das sollte eigentlich einleuchten und ist auch der Grund, weshalb die Amberger Zeitung nicht über Aktivitäten der Stadt nach dem Bürgerentscheid berichtet hat. Wer sich jetzt darüber
aufregt, dass eine ziemlich sinnfreie Frage von Dr. Schöberl nach dem Status des Wortes „Bürgerforum“ und die anscheinend nicht sonderlich ergiebige Antwort des Oberbürgermeisters in der Berichterstattung fehlt, liegt um Größenordnungen daneben. Die Stadt hat sich seit fast vier Wochen zum Bürgerentscheid komplett ausgeschwiegen. Auf keiner Tagesordnung nach dem 26. September taucht das Thema auf! Stadtrat, Bauausschuss, Hauptausschuss und wieder Stadtrat am 25. Oktober, damit die vier Wochen voll werden.


Von einer auch nur halbwegs transparenten Kommunalpolitik hätten man erwarten können, dass das Thema „Bürgerentscheid“ – zumindest als Aussprache – frühzeitig auf der Tagesordnung einer der Sitzungen erscheint, eigentlich schon zur Sitzung am 27. September. Das vorläufige Ergebnis war damals fest und die Nachzählung war wohl auch gelaufen. Aber vielleicht stand da ja – außerhalb der Tagesordnung – der Sekt schon kalt, weil fest damit gerechnet wurde, dass das rechtlich überaus zweifelhafte Ratsbegehren mit seinen Werbesprüchen Erfolg haben würde.


In der Folgezeit gab es Signale von OB Cerny, die durchaus befürchten lassen, es gehe darum, „das weitere Vorgehen zu verschleppen oder gar zu bremsen“ (Onetz vom 06.10.2021). Er unterstellte einfach, dass nach dem Bürgerentscheid „der
gesamte Prozess neu aufgesetzt werden muss“, so wie er das 2015 schon selbst getan hatte. Obwohl es für diese Unterstellung im Bürgerbegehren keinen Grund gibt, wurde gleich weiter vorgebaut: Für ein neues Vergabeverfahren sei kein Geld in der Kasse.

 

Das klingt nun sehr stark wie ein Bremsgeräusch oder nach Zeitschinden, wie das mehrdeutige Wort „Zeitgewinn“ (OB Cerny) eben auch verstanden werden könnte.


Dass es Sache der Stadt und der Stadtverwaltung ist, den Neustart zu organisieren, hat niemand in Abrede gestellt. „Dass die Stadtverwaltung die Entscheidungsgrundlagen für die Stadtratsentscheidungen ausarbeiten [...] wird“, ist also eine Binsenwahrheit. Interessant wäre gewesen, wann damit begonnen wird und – ganz speziell – ob Oberbürgermeister Cerny als Chef der Verwaltung einen entsprechenden Auftrag erteilt hat. Dazu weiß die Stadt nichts mitzuteilen. Die Zeitung hätte es sicher gern gemeldet. Und für Dr. Schöberls nebensächliche Fragen lässt sich ja sicher der Platz im Amtsblatt finden, den es in der Tageszeitung für Unwichtiges nicht gibt.


Wolfgang Schimmel

 


Auf sich selbst fixiert

Ich will das aber! Egal, wie es aussieht, egal, was es kostet. Ein derart stures Verhalten, übertragen auf die Stadtratssitzung heißt: Gedanken an Alternativen sind keine Option. Und so machen 29 Trotzreaktionen Ten Brinke und Amberg zu einer vermeintlichen Erfolgsgeschichte und gleichzeitig das Bürgerspitalgelände zur Verhandlungsmasse.

Der Boden ist zu schlecht für eine zweistöckige Tiefgarage. Kein Problem. Der Vertrag wird angepasst. Es gibt statt 170 Parkplätzen nur 101. Kein Problem. Der Vertrag wird angepasst. „Netto verzichtet“ auf Parkplätze. Kann der „Lebensmittler“ das überhaupt? Kein Problem. Da findet sich schon eine Ablöseregelung. Die Ein- und Ausfahrt muss neu geregelt werden. Kein Problem. Der Bebauungsplan wird geändert. Immerhin hat die Stadt den roten Teppich, den sie mit der Tiefgarageneinfahrt in der Fußgängerzone auslegen wollte, inzwischen eingerollt.

Was aber, wenn der Discountladen im Erdgeschoss des großzügig geplanten Renditeobjekts in drei oder fünf Jahren nicht mehr läuft, weil es in und um die Amberger Altstadt herum jetzt schon genug Nettos, Edekas, Pennys und Normas gibt? Dann lacht sich der Investor ins Fäustchen. Ihm ist das egal. Den dickköpfigen Stadträten auch?

Statt Größe zu zeigen, setzen sie sich der Peinlichkeit aus, von der Regierung der Oberpfalz wegen eventueller Wettbewerbs- und Vergaberechtsverstößen gestoppt zu werden. Ihnen fehlt das Gespür dafür, was um sie herum vorgeht und sie verdrängen die Tatsache, dass das eigentliche Projekt schon tot ist.

Gabriela Schill 

 



Für eine autofreie Altstadt

Es gibt sie noch, die Menschen, die dem Glauben anhängen, es bräuchte für Autos mehr Parkplätze, Tiefgaragen und Parkhäuser in der historischen Altstadt. Dabei hat sie die Realität schon lange überrollt. Die Top-Geschäftslagen sind dort, wo keine Parkplätze sind, nämlich in der Fußgängerzone. In Straßen, in denen Autos Stoßstange an Stoßstange parken, ist tote Hose.

Ein Gang durch die Ziegelgasse zeigt die hässliche Seite von Amberg. Massenhaft leerstehende Läden und Häuser, die der Renovierung bedürfen. Wer beim Neubau der Kanalisation in der Unteren Nabburgerstraße diese kürzlich mal ohne Autos gesehen hat, weiß ,wie schön Amberg sein kann. Leider verunstalten Blechlawinen die Straßen und Plätze der Altstadt. Der Paradeplatz ist ein Paradebeispiel dafür.

Eine Diskussion darüber, welches Straßenpflaster die Altstadtstraßen künftig zieren soll, ist so lange müßig, solange dann doch wieder Autos darauf parken dürfen. Rings um den Altstadtkern bestehen jetzt schon Parkflächen mit annähernd 2500 Stellplätzen, von denen man in weniger als 10 Minuten zu Fuß auf den Marktplatz gelangt.

Wer der Altstadt eine menschengerechte Zukunft geben will, muss konsequent die über 600 öffentlichen Stellplätze in der Altstadt reduzieren und Straßen und Plätze human gestalten.

Norbert Scharf 
(Antworten werden an ihn weitergeleitet)

 



Autofreie Städte - Amberg im Tiefschlaf

Im Januar 2018 stellte ich in dieser Zeitung meine Überlegungen für eine autofreie Altstadt vor. Die Reaktionen darauf reichten von wohlwollender Zustimmung bis zu schriller Ablehnung. Ist ja doch alles Utopie. UTOPIE? Dann sehen wir uns doch mal ein bisschen um.


Seit Jahren ist zu beobachten, in welch rasantem Tempo sich unsere Umwelt verändert. Globalisierung, Digitalisierung, Automatisierung, Energiewende, weltweite Internetvernetzung - atemberaubend. Diese Entwicklung vollzieht sich aber bis heute unter dem Vorzeichen: Wachstum. Das gilt auch und gerade für die Mobilität. Immer mehr Autos, immer größere, immer schnellere.
 
Kein Ende in Sicht, trotz Dauerstau, Dieselaffäre und Fahrverboten. Diese Entwicklung macht auch nicht vor den Innenstädten halt, die an ihren selbstverschuldeten Verkehrsproblemen leiden. Die Bürger sind es leid, dass Autos ihre Strassen verstopfen und die Atemluft verpesten. Daher entschließen sich immer mehr Städte dazu, den Individualverkehr aus ihrem Stadtgebiet zurückzudrängen und Fahrverbote einzuführen.

Am weitesten vorangeschritten ist die Entwicklung autofreier Ballungszentren in den skandinavischen Staaten. Ob in Helsinki, Oslo, Stockholm oder Kopenhagen, überall wird daran gearbeitet, neue Räume für ein Stadtleben zu schaffen, wo Fussgänger und Radfahrer Vorrang vor Autos haben.

Ähnliche Initiativen sind auch in anderen Regionen, auch in Mittel- und Kleinstädten zu beobachten, in denen je nach den örtlichen Verhältnissen an individuellen Lösungen gearbeitet wird. Werfen wir einen Blick ins Internet. Unter dem Link
„autofreie Innenstädte“ eröffnet sich ein fast unbegrenzter Reigen an Ideen und Vorschlägen, aber auch an konkreten Initiativen.

So gelten z.B. das niederländische Städtchen HOUTEN und die spanische Stadt PONTEVEDRA, die bereits vor Jahren den Autoverkehr aus ihren Innenstädten verbannt haben, mittlerweile auch international als Modelle für ein Verkehrskonzept der Zukunft. (Nachzulesen bei Google unter „Houten . autofreie Modellstadt“ und in der Süddeutschen Zeitung vom 21.12.2018 unter „Sofunktioniert eine Stadt ohne Autos“).
 
Um solche Verkehrskonzepte umsetzen zu können, sind natürlich einige Voraussetzungen zu erfüllen. So müssen genügend Autoparkplätze an den Stadträndern angelegt, ein öffentlicher Personen-Nahvekehr eingerichtet und entsprechende Verbesserungen der Infrastruktur in den Innenstädten durchgeführt,werden. Etwa durch die Anlage von Radwegen, das Absenken von Bordsteinen usw. Das kostet Zeit und Geld. Entscheidend ist jedoch als erstes der politische Wille einer Stadt oder Kommune, den Individualverkehr aus der Innenstadt auszuschliessen. Gleichzeitig ist ein Zeitpunkt der Einführung zu setzen, der eine mehrjährige Vorbereitungszeit zulässt.

Und was passiert in Amberg? Anscheinend befindet sich die Stadt in dieser Beziehung im Tiefschlaf. Während man sich bei einer Fahrt um den Altstadtring über die vielen freien Garagenstellplätze freut, die ein hochmodernes, dynamisches Anzeigesystem verkündet, setzt die Stadt einen Kontrapunkt. Mit Ratsbeschlussvom wird es einem Grossinvestor zugebilligt, im Bürgerspitalgelände einen vierstöckigen Betonklotz mit Tiefgarage hinzusetzen . Diese Entscheidung ist nicht gerade zielführend. Anstatt eine notwendige Verkehrsberuhigung zu befördern, wird noch mehr Verkehr in die Innenstadt gelockt.

Dabei bietet Amberg nahezu ideale Voraussetzungen, den Autoverkehr aus dem Zentrum herauszuhalten, denn die historische Altstadt ist von überschaubarer Größe. Sie misst in ihrer Länge gerade mal 800 - 900 Meter, in ihrer Breite 400 -500. Das heißt, dass alle Ziele bequem zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu erreichen sind. Und am Altstadtring befinden sich Tiefgaragen und Großparkplätze mit fast 1500 Stellplätzen. Da bietet sich doch eine moderne, zukunftsweisende Verkehrskonzeption an.

Wenn wir in einer leisen, sicheren und sauberen Stadt leben wollen, müssen wir vor allem den Verkehr stoppen. Wer in die Altstadt will, parkt sein Auto kostenlos in einer der vielen Tiefgaragen oder auf den Parkplätzen am Altstadtring. Von dort gelangt er zu Fuß oder mit dem Fahrrad in die Innenstadt. Es dürfte kein Problem sein, in den Garagen ein Fahrrad zu mieten, wenn z.B. ein Start-up Unternehmen Leihfahrräder anbietet.

Autofreie Stadt heißt natürlich nicht, dass es in der Altstadt überhaupt keine Autos mehr gibt. Aber nur sehr wenige, nämlich die von Anwohnern, Behinderten mit blauem Ausweis im Auto, Taxifahrern und Handwerkern. Auch Lieferwagen sind bis 10.00 Uhr zugelassen. Es sollten gleichzeitig neue Grundregeln eingeführt werden, die man durchaus als revolutionär bezeichnen könnte: Fußgänger haben immer Vorfahrt, danach kommen die Radfahrer und erst dann motorisierte Fahrzeuge, die auch nur bis 30 Stundenkilometer schnell sein dürfen.


Hans Neisberger
Januar 2019 


Offener Brief an den Stadtrat der Stadt Amberg

Die jüngsten Unwetterkatastrophen mit mehreren Todesopfern sollten Anlass sein endlich umzudenken. Extreme Wetterereignisse nehmen zu, geschehen in immer kürzeren Abständen und werden in ihren Auswirkungen immer dramatischer. Wir alle tragen Schuld daran. Der CO2-Ausstoß, der die Erderwärmung mitbedingt muss reduziert werden, das ist längst wissenschaftlich bewiesen. Es wäre verantwortungslos die seit Jahrzehnten bekannten Warnungen der Klimaforscher weiterhin zu ignorieren.


Der Anteil des Autoverkehrs in Deutschland am CO2-Ausstoß beträgt 25%. Da ist es das falsche Signal wenn wir, unbeeindruckt von der Entwicklung, weiter den Individualverkehr präferieren, wie es mit der geplanten teil öffentlichen Tiefgarage in der Altstadt geschehen soll. Obwohl bereits jetzt täglich 400! Tiefgaragenplätze leerstehen plant man nur einen Steinwurf entfernt, eine weitere Tiefgarage, ca. 6 Mio!!! Baukosten, und da sind die Kosten für das Einfahrtbauwerk, Sicherungsmaßnahmen für Gebäude, Kanalverlegung etc. noch nicht eingerechnet  Das Argument hierfür lautet die vorhandenen werden nicht angenommen weil sie zu weit weg sind. Das ist Dekadenz, ein kultureller Niedergang, was Lebensgewohnheiten und Lebensansprüche anlangt und zudem fantasielos. Warum nicht die bestehenden besser bewerben, Anreize schaffen, evtl. umbauen.


Zu glauben, man könne die Probleme des Einzelhandels mit noch mehr Parkplätzen lösen ist naiv, angesichts des expandierenden Internethandels und zudem teuer. Warum ist unser Stadtrat so rückwärtsgewandt? Es gibt ein Aktionsbündnis - „Klimafreundlicher Verkehr in Deutschland - Weichenstellung bis 2050“ -  Da strebt ein Bündnis von Umweltverbänden nämlich VCD, WWF, BUND, Germanwatch und NABU bis 2050 eine Reduzierung des CO2-Ausstoß um 95% an. Ein ehrgeiziges Ziel, das eine radikale Wende in der Verkehrspolitik voraussetzt.


Amberg täte gut daran solche Entwicklungen zur Kenntnis zu nehmen! Verkehr Vermeiden – Verlagern – Verbessern, unnötige Fahrten vermeiden. Die Politik ist gefordert die richtigen Anreize zu setzen. Dreiviertel des Fahrzeugverkehrs aller Strecken ist unter sechs Kilometer, ein Viertel gar kürzer als zwei Kilometer. Da gibt es ein Einsparpotenzial von 7,5 Mio. Tonnen CO2 pro Jahr!    


Warum diskutiert man nicht noch einmal die Pläne der Stadtbau GmbH Amberg für eine Bebauung des Bürgerspitalgeländes, in denen eine viel kleinere Anliegergarage vorgesehen ist? Warum zeigt man den Bürgern nicht die Visualisierung der geplanten Einfahrt? Warum ist der Investor immer noch geheim? Es gibt eine Vielzahl von Fragen deren Beantwortung man der Öffentlichkeit immer noch schuldig ist.


Vor 25 Jahren hat Greenpeace eine bundesweite Aktion durchgeführt „Autos raus aus den Innenstädten?“. Das Ergebnis bei der Befragung in Amberg: Von 360 Befragten waren 95% dafür! Nachzulesen in einem Artikel der AZ vom 8.Juni 2016.


Wir appellieren an den Stadtrat, zum Wohle unserer fast tausendjährigen Stadt die geplante Tiefgarage auf Anliegerstellplätze zu beschränken und auf eine Einfahrt über die Bahnhofsstraße zu verzichten, die das historische Stadtbild am Eingang der Altstadt dauerhaft zerstören würde!.

 

Achim Hüttner

(Vorsitzender „Menschengerechte Stadt e,V,“), 2016

 


Rettet Ambergs historische Innenstadt!“

 

Der Aufruf ist bitterernst gemeint. Denn Ambergs Stadtrat - gewählt, um für das Wohl der Stadt und ihrer Bürgerinnen und Bürger zu sorgen – fällt mehrheitlich Entscheidungen, die jeder modernen Stadtplanung Hohn sprechen und sich gegen die Stadt und ihre Bürgerinnen und Bürger richten.

 

Was schon Jahrzehnte gilt, müsste sich – man sollte es meinen – auch beim Amberger Stadtrat herumgesprochen haben: Entscheidend für eine lebenswerte Stadt ist das „menschliche Maß“ (so der bekannte dänische Architekt Jan Gehl). Warum aber will die Mehrheit des Stadtrates davon nichts wissen? Warum macht sie zum Maßstab ihrer Entscheidungen, was einer lebenswerten Stadt zuwiderhandelt.

 

Während überall um eine Verringerung des CO2-Ausstoßes gerungen wird, sollen immer mehr Autos - auch die Benzinfresser - die Gassen der historischen Altstadt beherrschen, die Luftverpestung und der Lärm gesteigert und – was leicht zu beweisen ist - dem Einzelhandel Schaden zugefügt werden. Während die Zahl der Ladenleerstände in der Unteren – und Oberen Nabburger Straße und in der Ziegelgasse kaum noch wachsen kann, beschließt der Stadtrat, die nördliche Altstadt für Monate, wenn nicht für Jahre - verbunden mit immensen Kosten und mit dem Garaus der wenigen in diesem Bereich noch bestehenden Läden – aufzubuddeln, - das (für wie viel Geld?) zurückgekaufte Forum abzureißen, - mit drei Tiefgaragen unter die Erde zu gehen (Risse an den bestehenden Gebäuden eingeplant?), - die Kanalisation über Nacht wegen der „neuen Situation“ für marode zu erklären… Wahnsinn! Und warum der Wahnsinn? Für die Menschen? Ganz gewiss nicht! Für eine lebenswerte Stadt? Auch das nicht! Wofür aber dann? Für die Investoren, die – was doch nicht bezweifelt werden darf – selbstlos  der Stadt Bestes wollen? Oder will sich jemand ein Denkmal setzen?  

 

Ambergs historische Innenstadt zu retten, ist tatsächlich bitterernst. Deshalb muss sich der Stadtrat sofort kundig machen über eine Stadtentwicklung, die sich am Menschen ausrichtet. Dann sollte er sich eingestehen, dass seine bisherigen Beschlüsse, sollten diese ausgeführt werden, nur Schaden anrichteten. Auch wäre es wohl angebracht, erhielten die Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit, Einblick in die Finanzen der Stadt zu nehmen und gefragt zu werden, wofür die Steuern der Bürgerinnen und Bürgere ausgegeben werden sollen. Es darf auch nicht ausgeschlossen werden, dass es gut für die Stadt sein könnte, den zuständigen Rechnungshof einzuschalten.

 

Wir gehen davon aus, dass es den Bürgerinnen und Bürgern nicht gleichgültig ist, welche Entwicklung die Stadt nehmen soll. Und wenn das so ist, dann hat der Stadtrat die Pflicht, auf die Menschen der Stadt zu hören und nicht den Investoren zu folgen, für die „das menschliche Maß“ für eine Stadterntwicklung wohl kaum von Bedeutung ist. Dem könnte der Stadtrat sogleich nachkommen, wenn er unvoreingenommen und allein einer zukünftigen lebenswerten Stadt verpflichtet die Vorschläge der Interessengemeinschaft „Menschengerechte Stadt“ bedenken würde. Was von dieser Seite vorgeschlagen wird, ist auf dem Faltblatt zu lesen, das derzeit in der Stadt verteilt wird.  

 

Wie schön wäre eine Stadt nach „menschlichem Maß“. Sie wäre lebenswert und liebenswert und hätte Zukunft, Zukunft auch für ein reichhaltiges und einfallsreiches und spannendes Angebot in vielen kleinen besonderen Läden. Solange aber der Stadtrat nicht die Menschen zum Maßstab nimmt und sich damit gegen eine lebenswerte Altstadt ausspricht, muss es heißen: „Rettet die Stadt vor – so seltsam das auch klingen mag – vor der Mehrheit des Stadtrates!“